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Rubrik: Hilfe nach Suizid - Wie man mit unerwarteten Erinnerungen umgeht.



Wenn Erinnerungen zuschlagen wie ein Faustschlag ins Gesicht

Es passiert immer dann, wenn du es am wenigsten erwartest. Ein Geruch, ein Lied, eine zufällige Begegnung. Du denkst, du hast gelernt, damit zu leben. Du hast Strategien, du hast Abstand. Aber dann schleicht sich die Erinnerung an – nicht sanft, nicht leise. Sie tritt die Tür ein, ohne anzuklopfen. Und da ist sie wieder. Die Nacht, der Anruf, das letzte Gespräch. Die Endgültigkeit.


Ich stand neulich an der Kasse im Supermarkt. Ein ganz normaler Tag. Meine Gedanken waren bei irgendeinem belanglosen Mist – ob ich Hafermilch oder Kuhmilch nehme, ob ich wirklich noch einen Salat brauche. Dann hörte ich hinter mir eine Stimme. Ein Lachen und Gespräch über Apfelkuchen mit Rosinen. Genau dieses eine Lachen. Nicht identisch, aber verdammt nah dran. José hasste Rosinen und hat mit seiner Verachtung am Anfang unserer Beziehung eine ganze Bäckerei bespaßt.

Und plötzlich war da dieser Riss in der Zeit. Ich stand nicht mehr an der Kasse. Ich war wieder in unserem Wohnzimmer, an diesem einen Abend. Die Erinnerung brach über mich herein wie ein Tsunami, und ich konnte nichts dagegen tun. Ich brach einfach in Tränen aus und die Kassiererin schaute mich verständnislos an.


Es gibt so viele Ratgeber, so viele kluge Sprüche. „Akzeptiere es.“ „Lass die Gefühle zu.“ „Atme tief durch.“ Aber keiner dieser Sprüche hat eine verdammte Ahnung davon, wie es ist, wenn dein Herz für einen Moment aufhört zu schlagen, weil dich die Vergangenheit am Kragen packt. Wenn du in einem Moment noch lebst und im nächsten tot bist – zumindest innerlich.


Erinnerungen sind hinterhältige Biester. Sie kriechen aus den Ritzen deines Bewusstseins, schleichen sich an, wenn du glaubst, sicher zu sein. Und oft sind sie nicht nur ein Echo der Vergangenheit, sondern eine brutale Konfrontation mit dem, was du verloren hast.


Was also tun, wenn sie dich überrollen?

Ich habe gelernt, nicht gegen sie zu kämpfen. Zumindest nicht mehr so, wie früher. Früher habe ich getrunken, habe Drogen genommen, bin sogar gerannt, habe mich betäubt mit allem, was möglich war. Aber Erinnerungen sind wie Schatten – je mehr du gegen sie ankämpfst, desto größer werden sie.

Heute versuche ich, sie anzusehen. Ihnen nicht sofort die Tür vor der Nase zuzuschlagen. Ja, es tut weh. Es reißt die Narben auf, kratzt an der Oberfläche. Aber in jeder Erinnerung steckt auch etwas anderes als nur Schmerz: die Liebe, die da war. Die Wärme. Das Lächeln, das noch in mir lebt, auch wenn der Mensch, der es getragen hat, nicht mehr da ist. Bei Rosinen denke ich an sein Lachen und das Gelächter der Menschen in der Bäckerei und meinen Bauchschmerz vor Lachen.

Es gibt eine Sache, die ich mir immer wieder sage, wenn mich eine unerwartete Erinnerung trifft: Ich überlebe das. Jedes verdammte Mal.

Und das ist es, was zählt. Wenn dich dieser Beitrag berührt hat oder du jemanden kennst, der mit Flashbacks nach einem Verlust kämpft, dann teile ihn, kommentiere und schreibe mir deine Gedanken oder speichere ihn für später. Manchmal kann genau diese eine Nachricht den Unterschied machen – für dich oder für jemanden, der sie dringend braucht. Lass uns gemeinsam ein Zeichen setzen: Niemand muss diese Last allein tragen. 💙 #DuBistNichtAllein

 
 
 

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