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Rubrik: Hilfe nach Suizid / Wenn der Tod nicht nur die Seele, sondern auch die Existenz zerstört



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Ein Suizid hinterlässt nicht nur Trauer. Er hinterlässt oft auch Schulden, unbezahlte Rechnungen, existenzielle Ängste. Ein Leben endet – und mit ihm die Sicherheit derer, die zurückbleiben.

Viele Menschen denken bei Suizid an das emotionale Loch, das er reißt. Doch für die Hinterbliebenen ist es oft mehr als das. Es ist nicht nur der Schmerz, nicht nur die Schuld, nicht nur die Fragen. Es ist auch das kalte Erwachen in einer Welt, die sich nicht darum schert, ob man gerade am Abgrund steht.

Vermieter wollen ihre Miete. Banken ihre Raten. Strom, Wasser, Versicherungen – die Mahnungen kommen pünktlich, auch wenn das Leben, das sie einst finanzierten, längst ausgelöscht ist.

Und wenn sich zur Trauer noch existenzielle Not gesellt, kann aus dem Überleben schnell ein weiteres Sterben werden.


Der Teufelskreis aus Verlust und finanzieller Angst

Nach einem Suizid stehen viele Angehörige plötzlich vor einer Realität, auf die sie nicht vorbereitet waren. Vielleicht war der Verstorbene der Hauptverdiener. Vielleicht gab es gemeinsame Kredite. Vielleicht haben sich Schulden angehäuft, von denen niemand wusste.

Und dann beginnt der Abstieg:

  • Das Einkommen bricht weg, aber die Kosten bleiben.

  • Staatliche Unterstützung kommt oft spät – oder gar nicht.

  • Depression und Trauer erschweren es, sich um Finanzen zu kümmern.

  • Existenzängste verstärken suizidale Gedanken.


Es ist ein verdammter Teufelskreis. Denn finanzielle Unsicherheit ist nicht nur ein praktisches Problem. Sie ist eine psychologische Waffe, die direkt ins Mark trifft.

Wer nicht weiß, wie er die Miete zahlen soll, verliert die Kraft für alles andere. Wer vor einem Schuldenberg steht, denkt irgendwann darüber nach, ob es nicht besser wäre, selbst zu verschwinden.

Suizid ist oft das Ergebnis von Hoffnungslosigkeit. Und finanzielle Not treibt Menschen genau dorthin.


Die psychologischen Mechanismen hinter finanzieller Suizidalität

Warum ist Geld so ein massiver Faktor, wenn es um Suizidalität geht?

  1. Verlust von Kontrolle: Geld bedeutet Sicherheit, Einfluss, Handlungsspielraum. Wenn es fehlt, fühlt sich das Leben an, als würde man ins Bodenlose fallen. Keine Perspektive, keine Zukunft, nur Angst.

  2. Scham und Isolation: Über Trauer wird gesprochen. Über Geldprobleme kaum. Viele Hinterbliebene ziehen sich zurück, schämen sich, verbergen ihre finanzielle Not – und bleiben mit ihr allein.

  3. Chronischer Stress: Finanzielle Unsicherheit hält den Körper in einem permanenten Zustand der Alarmbereitschaft. Das führt zu Schlaflosigkeit, Angststörungen, Depressionen. Und die wiederum machen es schwerer, überhaupt nach Lösungen zu suchen.

  4. Fehlender Zugang zu Hilfe: Psychologische Betreuung kostet. Anwälte kosten. Selbst Trauergruppen sind nicht immer kostenlos. Wer ums Überleben kämpft, hat oft keine Kraft mehr, um nach Unterstützung zu fragen.

Und so landen viele genau dort, wo der Verstorbene war: in einem dunklen Tunnel, aus dem sie keinen Ausweg mehr sehen.


Wege aus der Krise – Was Hinterbliebene tun können

Es gibt keinen Zaubertrick, der Schulden verschwinden lässt. Keine magische Lösung, die den finanziellen Abgrund nach einem Suizid sofort überbrückt. Aber es gibt Wege, um nicht tiefer zu fallen.


1. Den Schock überwinden – Hilfe annehmen

Niemand sollte diese Last allein tragen. Familienangehörige, Freunde, professionelle Berater – sie alle können helfen, Klarheit in das Chaos zu bringen. Es gibt Schuldnerberatungen, Sozialdienste, Organisationen, die genau für solche Fälle da sind.


2. Existenzsicherung vor Trauerarbeit setzen

So hart es klingt: Wer finanziell abrutscht, kann sich keine vollständige Lähmung leisten. Es braucht pragmatische Schritte. Welche Kosten müssen sofort gedeckt werden? Wo gibt es Unterstützung? Welche Schulden können gestundet werden?


3. Nach finanziellen Hilfen suchen

  • In vielen Ländern gibt es Notfallhilfen für Hinterbliebene.

  • Banken lassen oft mit sich reden, wenn es um Kredite geht – aber nur, wenn man aktiv auf sie zugeht.

  • Sozialleistungen stehen oft schneller zur Verfügung, als Betroffene glauben.


4. Psychologische Unterstützung einholen

Finanzielle Not ist nicht nur ein bürokratisches Problem, sondern ein seelisches. Wer durch einen Suizid schon geschwächt ist, braucht Hilfe, um nicht selbst in den Abgrund zu rutschen.

Therapie ist teuer, ja – aber es gibt gemeinnützige Organisationen, Selbsthilfegruppen, kostenlose Online-Beratungen. Kein Mensch sollte sich aus finanziellen Gründen das Leben nehmen.


5. Den Blick auf die Zukunft richten

Das klingt absurd, wenn gerade alles zusammenbricht. Aber der größte Feind ist das Gefühl, dass es keinen Ausweg gibt. Doch es gibt ihn.

Niemand bleibt ewig in der gleichen finanziellen Situation. Lösungen dauern, aber sie kommen. Ein Leben ohne finanzielle Not ist wieder möglich – auch wenn es im Moment unmöglich scheint.


Fazit: Geld tötet nicht – aber das Gefühl von Hoffnungslosigkeit schon

Nach einem Suizid braucht es nicht nur Trauerarbeit. Es braucht auch existenzielle Hilfe. Denn wer sich Sorgen macht, wie er morgen Essen auf den Tisch bringen soll, hat keinen Kopf für psychische Heilung.

Es ist wichtig, dass Hinterbliebene nicht nur mit dem emotionalen Schmerz begleitet werden, sondern auch mit der Realität ihres Alltags. Finanzielle Unsicherheit kann Menschen in den Tod treiben – aber sie kann auch überwunden werden.

Und genau das ist der Punkt: Es gibt immer einen Weg raus. Man muss ihn nur sehen können. Und manchmal braucht es jemanden, der mit der Taschenlampe den ersten Schritt beleuchtet.



Wenn dich dieser Beitrag berührt hat oder du jemanden kennst, der mit einem Verlust zu kämpfen hat, dann teile ihn, kommentiere und schreibe mir deine Gedanken oder speichere ihn für später. Manchmal kann genau diese eine Nachricht den Unterschied machen – für dich oder für jemanden, der sie dringend braucht. Lass uns gemeinsam ein Zeichen setzen: Niemand muss diese Last allein tragen. 💙 #DuBistNichtAllein #hilfefürsuizid

 
 
 

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