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Rubrik: Hilfe nach Suizid - Finanzielle Auswirkungen eines Verlustes bewältigen.



Wenn der Tod die Rechnungen nicht bezahlt

Es gibt zwei Arten von Schulden nach einem Verlust. Die, die man sieht, und die, die man fühlt. Die einen flattern in Form von Mahnungen in den Briefkasten, die anderen nisten sich irgendwo zwischen Rippenbogen und Brustbein ein, unsichtbar, aber schwer wie Blei.


Wenn jemand stirbt, stirbt nicht nur ein Mensch. Es stirbt eine Zukunft, ein Plan, eine Routine. Und oft genug stirbt auch eine finanzielle Sicherheit, die man bis dahin für selbstverständlich hielt.

Hinterbliebene erzählen vom Tag, an dem sie den Kontoauszug aus dem Automaten zogen. Die Zahlen darauf fühlen sich oft an wie ein Tritt in den Magen. Rot. Minus. Noch ein paar Wochen, vielleicht ein, zwei Monate – und dann? Keiner bringt einem bei, wie man nach einem Verlust überlebt. Sie sagen dir, wie du dich verabschieden sollst, wie du trauern sollst. Aber keiner sagt dir, wie du Miete zahlst, wenn das zweite Einkommen wegfällt. Oder wie du das Begräbnis stemmen sollst, wenn du selbst kaum genug für den nächsten Wocheneinkauf hast.


Der Tod ist nicht billig. Die Sterbeurkunde gibt es nur gegen Gebühr, die Beerdigung kostet so viel wie ein Kleinwagen, und wenn der Verstorbene Schulden hatte, erben wir nicht nur die Erinnerungen, sondern oft auch die Last. Und, was kaum jemand weiß: Den Erbschein gibt es erst wenn Du je nach hinterlassenem Vermögen eine darauf abgestimmte Gebühr bezahlen musst. Neulich hatte ich einen verstorbenen Herrn, der hinterließ ein Vermögen in Immobilien von 7 MIo Euro. Der Erbschein kostete 40 000 Euro. Klingt hart? Ist es auch.


Hinterbliebene haben Nächte lang wach gelegen und gerechnet. Haben überlegt, was sie verkaufen können, welche Rechnungen sie oder er schieben kann, welche man ignorieren muss, bis die erste Mahnung kommt. Die Welt dreht sich weiter, während dein Leben stillsteht. Das Finanzamt interessiert sich nicht für deine Trauer. Die Bank fragt nicht, ob du noch atmen kannst, bevor sie dich um ihre Raten bittet.


Es gibt einen Punkt, an dem man sich entscheiden muss: Entweder man geht unter oder man kämpft. Viele haben sich irgendwann entschieden, nicht noch mehr zu verlieren. Haben angefangen, nach Möglichkeiten zu suchen, nach Unterstützungen, nach Wegen, um wieder Luft zu holen. Es gibt sie – aber du musst danach greifen.

Manchmal sind es kleine Dinge. Sozialämter, die zumindest einen Teil der Beerdigungskosten übernehmen können. Lebensversicherungen, die auf einmal nicht mehr „überflüssig“ erscheinen. Vielleicht ein Nebenjob, der hilft, die schlimmste Zeit zu überbrücken. Aber vor allem: Reden. Mit Menschen, die verstehen, dass es nicht nur um Geld geht, sondern darum, wieder Kontrolle zu bekommen.


Denn das ist das eigentliche Problem: Der Verlust reißt dir den Boden unter den Füßen weg, finanziell und emotional. Und beides hängt enger zusammen, als wir wahrhaben wollen. Wenn du Angst hast, dein Zuhause zu verlieren, kannst du nicht trauern. Wenn du nicht weißt, ob du morgen noch etwas zu essen hast, ist das Letzte, woran du denkst, die Verarbeitung deiner Gefühle.


Ich habe gelernt, dass es okay ist, Hilfe anzunehmen. Dass man sich nicht schämen muss, wenn man zum Amt geht oder Freunde um Unterstützung bittet. Es macht dich nicht schwach, wenn du zugeben musst, dass du es allein nicht schaffst. Es macht dich stark, wenn du es tust, damit du überlebst.

Der Tod hinterlässt Rechnungen, die wir nicht bestellt haben. Aber wenn wir klug sind, lassen wir uns von ihnen nicht begraben.


Wenn dich dieser Beitrag berührt hat oder du jemanden kennst, der mit den Folgen eines Suizides zu kämpfen hat, dann teile ihn, kommentiere und schreibe mir deine Gedanken oder speichere ihn für später. Manchmal kann genau diese eine Nachricht den Unterschied machen – für dich oder für jemanden, der sie dringend braucht. Lass uns gemeinsam ein Zeichen setzen: Niemand muss diese Last allein tragen. 💙 #DuBistNichtAllein #hilfenachsuizid

 
 
 

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