top of page

Rubrik: Hilfe nach Suizid - Den Nachlass des Verstorbenen nach einem Suizid regeln: Eine emotionale Herausforderung.




ree

Den Nachlass regeln – Wenn alles nach verbrannter Erde riecht

Manchmal riecht die Vergangenheit nach kaltem Rauch. Nach Papier, das zu lange in vergilbten Ordnern lag, nach Kleidung, die noch die Körperwärme eines Geistes speichert. Und nach Verfall. Es ist der Geruch des Unausweichlichen, wenn man die Tür zu einem Leben öffnet, das nicht mehr existiert, aber trotzdem überall ist.

Der Tod hinterlässt immer ein Chaos. Aber ein Suizid? Ein Suizid sprengt eine Bombe mitten in die Geschichte eines Menschen. Splittert Erinnerungen, zerreißt Pläne, hinterlässt Dinge ohne Besitzer, Dinge, die schreien: „Was machst du jetzt mit mir?“ Und dann stehst du da. Mit zittrigen Händen über Kontoauszügen, Testamenten, halb geleerten Flaschen Parfüm, das noch immer nach ihm oder ihr riecht. Und du hast keine Ahnung, wo du anfangen sollst.


Der Moment, in dem du die Tür aufschließt

Kein Amt, kein Gericht, keine Behörde bereitet dich auf diesen Moment vor. Es gibt keine Formulare für das Zerbrechen der Seele. Und doch bist du da, mit dem Schlüssel in der Hand, vor einer Wohnung, die kein Zuhause mehr ist. Vielleicht hast du dich wochenlang gedrückt. Vielleicht bist du sofort hingefahren, aus Angst, dass die Zeit alles verändert, bevor du es ein letztes Mal so sehen kannst, wie es war. So oder so – wenn du reingehst, trifft es dich mit voller Wucht.

Die Kaffeetasse steht noch auf dem Tisch, weil er dachte, er würde sie noch einmal benutzen. Das Notizbuch auf dem Schreibtisch – aufgeschlagen, mit einer Einkaufsliste, als wäre das Leben ein einfacher Donnerstag geblieben. Aber es war kein Donnerstag mehr. Es war ein Ende. Und jetzt ist alles, was bleibt, ein Museum der Einsamkeit.


Was behältst du, was gibst du weg?

Alles, was jetzt da ist, muss entschieden werden. Was bleibt? Was geht? Was soll nie wieder existieren? Es gibt Dinge, die du halten willst, auch wenn sie dich jedes Mal zerreißen. Ein Brief, eine Jacke, die sich anfühlt, als würde er sie noch tragen. Und es gibt Dinge, die so voller Schmerz sind, dass du sie sofort verbrennen willst. Seine Tabletten. Das Seil. Der letzte Zettel.

Aber es gibt auch die verdammten Behörden. Die Rechnungen, die du nicht zahlen willst, weil du nicht verstehst, warum die Welt noch Geld für jemanden will, der nicht mehr da ist. Der Vermieter, der eine Kündigung will. Die Bank, die eine Sterbeurkunde braucht. Und mittendrin du, der einfach nur atmen will, aber stattdessen Briefe verschickt, die nie eine Antwort bekommen werden.


Der Zorn auf eine Welt, die weiterläuft

Das Schlimmste ist nicht die Stille. Das Schlimmste ist, dass sich nichts ändert. Die Nachbarn bringen ihre Kinder zur Schule. Die Straßenbahn fährt nach Fahrplan. Die Welt tut so, als wäre nichts passiert, während du knietief in den Überresten eines Lebens stehst und dich fragst, warum die verdammte Erde sich überhaupt noch dreht.

Und dann kommen sie. Die Fragen. „Was willst du mit seinen / ihren Sachen machen?“ Als ob es nur Sachen wären. Als ob das Auto, das noch nach ihrer Musik riecht, nur ein Gebrauchsgegenstand wäre. Als ob man Erinnerungen in Kisten packen und sie einfach abholen lassen könnte.


Das Erbe, das mehr ist als Geld

Vielleicht gibt es ein Testament. Vielleicht gibt es keins. Vielleicht gibt es Streit, weil jemand glaubt, dass er mehr Recht auf eine Uhr hat als du auf eine Fotografie. Aber am Ende ist das nicht das wahre Erbe. Das wahre Erbe sind die Narben, die er hinterlassen hat. Die Fragen, die niemals Antworten bekommen. Die Nächte, in denen du plötzlich aufwachst und dich fragst, ob du irgendwo ein Zeichen übersehen hast.

Aber es gibt auch das andere Erbe. Das leise. Das, was er / sie dir hinterlassen hat, ohne es zu wissen. Vielleicht ein Buch mit Notizen am Rand, in denen du seine Gedanken liest. Vielleicht ein Lied, das er immer gehört hat, und das dich jetzt begleitet. Vielleicht ein Wort in einem alten Brief, das dir sagt: Er war da.


Und irgendwann…

Irgendwann schließt du die Tür. Nicht, weil es vorbei ist, sondern weil du nicht mehr kannst. Weil es Zeit ist, wieder zu atmen. Weil der Tod ein beschissener Dieb ist, aber du entscheidest, was er nicht mitnehmen kann.

Und vielleicht – ganz vielleicht – bleibt da etwas zurück, das nicht nur Schmerz ist. Vielleicht ist es Liebe. Vielleicht ist es Erinnerung. Vielleicht ist es die leise Erkenntnis, dass er nicht nur in dieser Wohnung war, sondern auch in dir. Und das kann dir keiner nehmen.



Wenn dich dieser Beitrag berührt hat oder du jemanden kennst, der mit den Folgen eines Suizides zu kämpfen hat, dann teile ihn, kommentiere und schreibe mir deine Gedanken oder speichere ihn für später. Manchmal kann genau diese eine Nachricht den Unterschied machen – für dich oder für jemanden, der sie dringend braucht. Lass uns gemeinsam ein Zeichen setzen: Niemand muss diese Last allein tragen. 💙 #DuBistNichtAllein #hilfenachsuizid

 
 
 

Kommentare

Mit 0 von 5 Sternen bewertet.
Noch keine Ratings

Rating hinzufügen
bottom of page