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Rubrik: Hilfe nach Suizid / Überfunktionieren: Wenn Trauer eine tickende Zeitbombe wird



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Es gibt Menschen, die nach einem Verlust nicht innehalten können. Diejenigen, die aufräumen, organisieren, sich um alles kümmern, nur um nicht nachdenken zu müssen. Die, die bei der Beerdigung nicht weinen, sondern den Ablauf kontrollieren, Blumen arrangieren, sich um die Gäste kümmern. Die, die sofort nach vorne schauen, sich neue Aufgaben suchen, sich in Arbeit stürzen, als könnte der Schmerz sie nicht erreichen, wenn sie nur schnell genug sind.

Ich habe viele von ihnen getroffen. Männer und Frauen, die nach einem Verlust einfach weiterfunktionierten. Sie sagten, es ginge ihnen gut. Dass sie beschäftigt sein müssen. Dass Trauer nichts bringt. Aber ihre Augen erzählten eine andere Geschichte.


Das Rennen gegen den Schmerz

Diese Menschen laufen. Nicht mit den Beinen, sondern mit dem Kopf. Mit den Händen. Mit jeder verdammten Faser ihres Seins. Sie rennen in neue Jobs, neue Projekte, neue Verpflichtungen. Sie arbeiten doppelt so viel wie vorher, weil Stillstand bedeutet, dass der Schmerz sie einholen könnte.

Aber Trauer lässt sich nicht austricksen. Sie wartet. Sie setzt sich in eine dunkle Ecke der Seele, bleibt dort sitzen und sagt nichts. Sie ist geduldig. Sie weiß, dass ihre Zeit kommen wird.

Manche dieser Menschen brechen zusammen – nach Monaten, nach Jahren. Plötzlich. Ohne Vorwarnung. Ein Lied, ein Geruch, ein zufälliger Satz, und plötzlich sind sie zurück in dem Moment, den sie so lange verdrängt haben. Dann kommen die Panikattacken, die Schlafstörungen, die diffuse Erschöpfung, die sich nicht erklären lässt. Der Körper erinnert sich, auch wenn der Kopf alles vergessen wollte.


Warum manche nicht loslassen können

Viele klammern sich ans Funktionieren, weil Loslassen bedeutet, den Verlust wirklich zu begreifen. Weil Stillstand bedeutet, sich der Leere zu stellen, die der Tod hinterlassen hat. Und weil sie Angst haben, dass, wenn sie einmal anfangen zu trauern, sie nie wieder aufhören können.

Aber das ist ein Irrtum. Trauer ist nicht endlos. Sie ist ein verdammter Marathon, ja. Aber sie bleibt nicht für immer in der gleichen Intensität. Sie kommt in Wellen. Und sie geht in Wellen. Aber nur, wenn man sie zulässt.


Was wirklich hilft

Ich habe Menschen getroffen, die ihre Trauer jahrzehntelang verdrängt haben. Die ihre Toten in sich vergraben haben und dann eines Tages an einem gewöhnlichen Mittwoch im Supermarkt zusammenbrachen, weil sie die Lieblingsschokolade der verstorbenen Person sahen. Weil sie sich nie erlaubt haben, innezuhalten. Weil sie dachten, sie könnten dem Schmerz entkommen, indem sie sich beschäftigen.

Doch Trauer braucht Raum. Sie braucht Stille. Und sie braucht Zeit. Funktionieren kann für eine Weile helfen – aber es heilt nicht. Heilung beginnt erst, wenn man sich erlaubt, nichts zu tun. Nur zu atmen. Nur zu sein. Und den Schmerz endlich zuzulassen.


Fazit

Wer vor der Trauer wegläuft, wird irgendwann von ihr eingeholt. Nicht als leiser Kummer, sondern als unkontrollierbare Welle, die alles mit sich reißt. Der einzige Weg durch diesen Schmerz ist durch ihn hindurch.

Und wer Angst hat, daran zu zerbrechen – darf wissen: Man zerbricht nicht. Man überlebt.


Wenn dich dieser Beitrag berührt hat oder du jemanden kennst, der mit einem Verlust zu kämpfen hat, dann teile ihn, kommentiere und schreibe mir deine Gedanken oder speichere ihn für später. Manchmal kann genau diese eine Nachricht den Unterschied machen – für dich oder für jemanden, der sie dringend braucht. Lass uns gemeinsam ein Zeichen setzen: Niemand muss diese Last allein tragen. 💙 #DuBistNichtAllein #hilfefürsuizid

 



 
 
 

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