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Rubrik: Hilfe nach Suizid / Der Duft der Erinnerungen: Wie Aromatherapie Trauernde begleiten kann



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Es gibt Menschen, die nach einem Suizidverlust in einer Stille gefangen sind, die nicht nur den Raum um sie herum füllt, sondern sich in jede Zelle ihres Körpers frisst. Sie schlafen schlecht, ihr Körper fühlt sich an wie Blei, und selbst das Essen schmeckt nach nichts. Die Welt ist taub geworden.

Und dann gibt es Momente, in denen sie durch eine Straße gehen und plötzlich der Duft von Lavendel in der Luft liegt – genau wie damals, als sie im Sommer im Garten saßen. Oder sie betreten einen Raum, in dem frisch aufgebrühter Kaffee duftet, und für einen winzigen Augenblick ist da das Gefühl von Geborgenheit.

Denn Gerüche haben eine Macht, die oft unterschätzt wird. Sie können Erinnerungen wachrufen, längst vergessene Emotionen an die Oberfläche bringen oder – wenn bewusst eingesetzt – dabei helfen, die innere Schwere zu durchbrechen.


Wie der Geruchssinn Trauer speichert

Der menschliche Geruchssinn ist direkt mit dem limbischen System verbunden – dem Teil des Gehirns, der für Emotionen und Erinnerungen zuständig ist. Während Worte und Bilder erst verarbeitet werden müssen, lösen Gerüche oft sofort eine Reaktion aus. Sie brauchen keine Übersetzung. Sie treffen direkt ins Mark.

Trauernde kennen das nur zu gut. Der Geruch eines Parfums, das der Verstorbene benutzt hat, kann in Sekunden eine ganze Flut an Emotionen auslösen. Der Duft von frisch gewaschener Wäsche, von einem bestimmten Shampoo, von Zigarettenrauch oder Leder – all das sind unsichtbare Brücken in die Vergangenheit. Und oft sind es gerade diese Gerüche, die eine Trauerwelle auslösen, ohne dass man darauf vorbereitet ist.

Doch so, wie Düfte den Schmerz triggern können, können sie auch dabei helfen, ihn zu lindern.


Aromatherapie als Anker für die Seele

Es gibt Menschen, die nach einem Verlust kaum noch atmen können – nicht, weil etwas mit ihren Lungen nicht stimmt, sondern weil der Körper sich weigert, loszulassen. Sie halten den Atem an, so als könnte das Festhalten an der Luft auch das Festhalten am Verlorenen bedeuten.

Hier setzt Aromatherapie an. Bestimmte ätherische Öle können helfen, den Körper sanft daran zu erinnern, dass es sicher ist, sich zu entspannen. Dass es möglich ist, den Schmerz zu spüren, ohne daran zu zerbrechen.

  • Lavendel beruhigt das Nervensystem, senkt den Stresspegel und hilft, den Schlaf wiederzufinden.

  • Zitrusdüfte wie Bergamotte oder Orange wirken aktivierend, holen Menschen aus der lähmenden Schwere der Depression heraus und bringen Licht in den Kopf.

  • Rosmarin kann das Gedächtnis und die Konzentration stärken – wichtig für Trauernde, die sich oft fühlen, als würde ihr Gehirn im Nebel versinken.

  • Weihrauch wird seit Jahrhunderten in spirituellen Ritualen genutzt, um Ruhe und Erdung zu fördern.

  • Sandelholz kann Trost spenden, wenn sich die Seele verloren fühlt.


Wenn der Duft zur Therapie wird

Die Wissenschaft bestätigt längst, was viele intuitiv spüren: Aromatherapie kann depressive Symptome lindern. Studien zeigen, dass ätherische Öle direkt auf das vegetative Nervensystem wirken – sie können den Puls senken, die Atmung vertiefen und sogar Angstzustände reduzieren.

Doch es geht nicht nur um die biologische Wirkung. Es geht auch darum, neue Erinnerungen zu schaffen. Menschen, die trauern, haben oft das Gefühl, dass die Zeit stehengeblieben ist. Dass alles, was gut war, in der Vergangenheit liegt. Doch mit Düften lassen sich neue emotionale Anker setzen.

Ein Ritual kann helfen: Ein bestimmter Duft für die Morgenstunden, um den Tag bewusst zu beginnen. Ein anderer für den Abend, um die Rastlosigkeit zu beruhigen. Der Geruch eines bestimmten Tees, um dem Körper zu signalisieren: Du bist hier, im Jetzt. Du lebst.


Die Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft

Trauernde brauchen keinen schnellen Trost. Sie brauchen etwas, das sie begleitet.

Ein Mensch, der jemanden durch Suizid verloren hat, wird diesen Menschen nicht vergessen. Aber er kann lernen, die Trauer in das Leben zu integrieren. Ein Duft kann dabei helfen – als leise, unsichtbare Erinnerung daran, dass es nicht nur Schmerz gibt, sondern auch Momente des Friedens.

Manche Menschen haben ein altes Kleidungsstück des Verstorbenen aufbewahrt, nur wegen des Geruchs. Andere mischen ein bestimmtes ätherisches Öl in ihre Hautcreme, um sich mit jedem Eincremen an das zu erinnern, was bleibt: Verbindung. Liebe. Und die leise Hoffnung, dass das Leben noch etwas bereithält, das gut ist.

Denn Heilung bedeutet nicht zu vergessen. Es bedeutet, wieder zu atmen. Und manchmal beginnt genau das mit einem einzigen Duft, der sagt: Du bist noch hier. Und das ist genug.


Wenn dich dieser Beitrag berührt hat oder du jemanden kennst, der mit einem Verlust zu kämpfen hat, dann teile ihn, kommentiere und schreibe mir deine Gedanken oder speichere ihn für später. Manchmal kann genau diese eine Nachricht den Unterschied machen – für dich oder für jemanden, der sie dringend braucht. Lass uns gemeinsam ein Zeichen setzen: Niemand muss diese Last allein tragen. 💙 #DuBistNichtAllein #hilfefürsuizid

 
 
 

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