Rubrik: Prävention / Unterstützung nach einem Suizidversuch: Was jetzt wichtig ist
- Mario Dieringer
- 29. Apr.
- 3 Min. Lesezeit

Ein Suizidversuch verändert alles. Für den Betroffenen, der noch da ist. Für die Angehörigen, die hilflos danebenstehen. Für Freunde, die nicht wissen, was sie sagen sollen.
Der Versuch, sich das Leben zu nehmen, ist ein Wendepunkt. Er bedeutet nicht, dass jemand „aufmerksamkeitsbedürftig“ ist oder „einfach nicht mehr kann“. Er ist das Ergebnis eines tiefen inneren Kampfes, eines Leidens, das oft unsichtbar bleibt, bis es eskaliert.
Und dann? Dann bleibt die Frage: Was jetzt?
Wie geht es weiter, wenn jemand einen Suizidversuch überlebt hat? Was können Angehörige tun? Wie kann echte Unterstützung aussehen?
1. Der erste Schock: Verstehen, was passiert ist
Ein Suizidversuch ist eine Krisensituation. Sowohl für den Betroffenen als auch für die Menschen um ihn herum.
Für den Betroffenen: Oft mischen sich Schuldgefühle, Erleichterung, Verwirrung und Angst. Manche sind froh, dass sie noch da sind. Andere sind wütend, dass es nicht funktioniert hat.
Für Angehörige: Die Reaktion schwankt zwischen Schock, Wut, Schuldgefühlen und Hilflosigkeit. „Warum hast du das getan?“, „Was habe ich übersehen?“, „Wie konnte es so weit kommen?“ – das sind Fragen, die viele sich stellen.
Wichtig ist: Niemand ist allein schuld an einem Suizidversuch.
Es ist ein komplexes Zusammenspiel aus psychischer Gesundheit, Lebensumständen, ungelösten Konflikten und oft auch biologischen Faktoren. Jetzt geht es nicht um Vorwürfe – sondern um Unterstützung.
2. Was Betroffene nach einem Suizidversuch brauchen
Nach einem Suizidversuch steht oft eine medizinische oder psychiatrische Behandlung an. Doch was danach kommt, ist genauso entscheidend.
1. Sicherheit schaffen
Suizidgedanken verschwinden nicht sofort. Manche Menschen empfinden nach einem missglückten Versuch noch mehr Verzweiflung.
Eine enge Begleitung ist jetzt wichtig: Regelmäßige Check-ins, offene Gespräche, ärztliche Betreuung.
In akuten Fällen können Kriseninterventionsstellen oder geschützte Umgebungen helfen.
2. Offen über den Suizidversuch sprechen – ohne Angst
Viele Betroffene fühlen sich nach einem Versuch noch einsamer als vorher. Warum? Weil niemand darüber spricht.
Angehörige vermeiden oft das Thema aus Angst, „falsche Dinge“ zu sagen. Doch Schweigen macht es schlimmer.
Fragen wie „Wie geht es dir jetzt?“, „Was können wir tun, damit du dich sicher fühlst?“ sind besser als „Warum hast du das gemacht?“
3. Unterstützung im Alltag
Depression, Angst, Hoffnungslosigkeit – sie verschwinden nicht über Nacht. Alltag kann überfordern.
Kleine Routinen, Struktur und Begleitung können helfen, wieder Stabilität zu finden.
„Ich bin da für dich“ ist mächtig – aber noch mächtiger ist: „Ich bin da, und ich bleibe da.“
3. Was Angehörige und Freunde tun können
Ein Suizidversuch betrifft nicht nur denjenigen, der ihn erlebt hat – sondern auch das Umfeld.
1. Eigene Emotionen zulassen
Es ist normal, nach einem Suizidversuch Angst, Wut oder Schuld zu empfinden. Diese Gefühle müssen nicht versteckt werden.
Sich selbst Hilfe zu holen (z. B. in Angehörigengruppen oder bei Beratungsstellen) ist kein Zeichen von Schwäche.
2. Keine Angst vor falschen Worten
Viele vermeiden Gespräche aus Angst, „etwas Falsches zu sagen“. Doch es gibt keine perfekten Worte. Wichtig ist: Zuhören, dasein, nicht bewerten.
„Ich weiß nicht, was ich sagen soll, aber ich bin da“ ist immer besser als Schweigen.
3. Geduld haben – Suizidalität ist kein Sprint, sondern ein Prozess
Heilung passiert nicht von heute auf morgen. Suizidale Krisen können immer wieder auftreten.
Rückfälle sind möglich – sie bedeuten nicht, dass alles umsonst war.
4. Wann professionelle Hilfe nötig ist
Nach einem Suizidversuch sollte immer eine psychologische oder psychiatrische Betreuung erfolgen. Doch manchmal gibt es Warnzeichen, dass ein erneuter Versuch droht:
Zunehmender Rückzug, Schweigen, Abschottung.
Plötzliche Erleichterung („Jetzt ist alles geklärt“) – oft ein Zeichen, dass jemand sich erneut mit Suizidgedanken beschäftigt.
Verstärkte Selbstabwertung („Ich bin allen nur eine Last“).
Klar formulierte Suizidpläne.
In diesen Fällen ist professionelle Hilfe dringend erforderlich. Suizid ist eine psychische Notlage – genau wie ein Herzinfarkt oder ein Schlaganfall.
5. Suizidprävention beginnt nach dem Versuch – nicht davor
Ein überlebter Suizidversuch ist kein Ende. Er ist ein Neuanfang – aber einer, der Unterstützung braucht.
Therapie und medizinische Hilfe sind oft unerlässlich.
Ein stabiles soziales Netz kann Leben retten.
Geduld, Verständnis und die Bereitschaft, schwierige Gespräche zu führen, sind entscheidend.
Ein einziger Moment kann darüber entscheiden, ob jemand sich wieder ans Leben bindet – oder den letzten Halt verliert.
Und manchmal reicht es, einfach nur da zu sein. Ohne Urteil, ohne Druck, ohne Perfektion.
Nur da. Wenn dich dieser Beitrag berührt hat oder du jemanden kennst, der mit Depressionen, Ängsten oder Suizidalität zu kämpfen hat, dann teile ihn, kommentiere und schreibe mir deine Gedanken oder speichere ihn für später. Manchmal kann genau diese eine Nachricht den Unterschied machen – für dich oder für jemanden, der sie dringend braucht. Lass uns gemeinsam ein Zeichen setzen: Niemand muss diese Last allein tragen. Folge mir gerne für mehr Infos zum Thema Prävention 💙 #DuBistNichtAllein #hilfefürsuizid #prävention #depressionen #angst #suizidalität #hilfezurselbsthilfe
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