Rubrik: Prävention / Chronische Schmerzen und Depression: Der Teufelskreis, der Körper und Seele zerstört
- Mario Dieringer
- 6. Mai
- 4 Min. Lesezeit

Chronische Schmerzen sind nicht nur eine körperliche Belastung – sie greifen tiefer, zerstören Stück für Stück Lebensqualität, rauben Hoffnung und führen oft direkt in eine Depression.
Und genau hier liegt das Problem: Schmerz und Depression verstärken sich gegenseitig.
Wer ständig Schmerzen hat, verliert Energie, Freude, soziale Kontakte – und oft den Glauben an Besserung.
Wer depressiv ist, empfindet Schmerzen oft intensiver, da das Gehirn Schmerzsignale anders verarbeitet.
Ein Teufelskreis, der sich unbemerkt immer weiterdreht. Doch warum ist das so? Und was kann helfen, um diesen Kreislauf zu durchbrechen?
1. Warum chronische Schmerzen und Depression oft gemeinsam auftreten
Depressionen und chronische Schmerzen sind biologisch eng miteinander verknüpft. Studien zeigen, dass bis zu 85 % der Menschen mit chronischen Schmerzen auch depressive Symptome entwickeln.
Das hat mehrere Gründe:
1.1. Biochemische Verbindung im Gehirn
Schmerz und Depression nutzen dieselben Hirnregionen. Der präfrontale Kortex und die Amygdala sind sowohl an der Schmerzverarbeitung als auch an emotionaler Regulation beteiligt.
Serotonin- und Dopaminmangel verstärkt beides. Wer depressiv ist, hat oft einen niedrigen Serotoninspiegel – und genau dieser Neurotransmitter hilft normalerweise, Schmerzsignale zu regulieren.
Das bedeutet: Depressionen können Schmerzen intensivieren – und Schmerzen können Depressionen auslösen.
1.2. Stress und Anspannung verstärken den Schmerz
Chronische Schmerzen führen zu ständigem Stress. Der Körper schüttet vermehrt Cortisol aus – und Dauerstress verstärkt sowohl Schmerzempfinden als auch depressive Symptome.
Wer permanent unter Schmerzen leidet, verkrampft oft unbewusst Muskeln, was die Schmerzen zusätzlich verstärkt.
1.3. Soziale Isolation als Verstärker
Wer chronische Schmerzen hat, zieht sich oft zurück. Sport, soziale Aktivitäten, sogar einfache Treffen mit Freunden werden zu einer Belastung.
Isolation ist einer der Hauptauslöser für Depressionen – und sobald der Rückzug beginnt, fällt es schwer, wieder herauszukommen.
2. Wie sich der Schmerz-Depressions-Teufelskreis zeigt
Der Kreislauf beginnt oft schleichend. Ein kleines Symptom hier, ein schlechter Tag da – bis das Leben immer schwerer wird.
Typische Anzeichen für den Teufelskreis:
✅ Zunehmende Hoffnungslosigkeit: „Die Schmerzen hören nie auf, ich kann nichts dagegen tun.“ ✅ Schlafstörungen: Schmerzen verhindern erholsamen Schlaf – und Schlafmangel verstärkt wiederum Schmerzempfinden. ✅ Energielosigkeit: Chronische Schmerzen und Depressionen rauben jede Motivation, Dinge zu tun. ✅ Konzentrationsprobleme: Schmerz kann das Denken „vernebeln“, genau wie depressive Episoden. ✅ Sozialer Rückzug: Freunde absagen, Aktivitäten vermeiden, sich immer weiter isolieren. ✅ Angst vor Bewegung: Viele Betroffene haben Angst, dass körperliche Aktivität die Schmerzen verschlimmert – was langfristig oft das Gegenteil bewirken würde.
Das Fatale: Je länger der Kreislauf dauert, desto schwerer wird es, ihn zu durchbrechen.
3. Wie kann man den Teufelskreis durchbrechen?
Die Lösung ist keine einfache – aber sie beginnt mit der Erkenntnis, dass Körper und Psyche untrennbar verbunden sind.
3.1. Multimodale Therapie: Schmerz & Psyche gemeinsam behandeln
Nur eine rein körperliche Behandlung (z. B. Schmerzmittel) reicht oft nicht aus. Genauso wenig hilft es, nur die Depression zu therapieren, ohne die Schmerzen zu adressieren. Beides muss zusammen behandelt werden.
Dazu gehören: ✅ Physiotherapie und Bewegungstherapie (angepasst an die Schmerzproblematik) ✅ Psychotherapie (insbesondere Verhaltenstherapie, um den Umgang mit Schmerz zu verbessern) ✅ Medikamentöse Unterstützung (z. B. Antidepressiva, die auch schmerzlindernd wirken) ✅ Entspannungstechniken (Atemübungen, Meditation, progressive Muskelentspannung)
3.2. Bewegung – trotz Schmerzen
Klingt paradox? Ist es aber nicht.
Moderate Bewegung kann Schmerzrezeptoren desensibilisieren und dabei helfen, die Muskeln zu entspannen.
Besonders wirksam: Schwimmen, sanftes Yoga, Spaziergänge, Wassergymnastik.
Wer in Bewegung bleibt, kann verhindern, dass Schmerzen das Leben komplett dominieren.
3.3. Kognitive Umstrukturierung: Schmerzen anders bewerten
Wer sich immer wieder sagt „Ich werde nie wieder schmerzfrei sein“, verstärkt die eigene Hoffnungslosigkeit.
Psychotherapie kann helfen, den Blick auf Schmerz zu verändern – weg vom reinen Leiden, hin zur bewussten Anpassung.
3.4. Soziale Unterstützung bewusst einbauen
Auch wenn die Versuchung groß ist, sich zurückzuziehen: Soziale Kontakte helfen.
Selbst wenn es nur kurze Gespräche oder Online-Treffen sind – der Austausch mit anderen kann ein Anker sein.
Selbsthilfegruppen für Menschen mit chronischen Schmerzen können enorm helfen, das Gefühl der Einsamkeit zu durchbrechen.
3.5. Alternative Methoden ergänzend nutzen
Akupunktur: Kann bei bestimmten Schmerzarten helfen.
Musiktherapie: Studien zeigen, dass Musik das Schmerzempfinden reduzieren kann.
Achtsamkeitsmeditation: Hilft, Schmerz nicht als absolutes Leiden zu sehen, sondern ihn anders wahrzunehmen.
Fazit: Der Kreislauf kann durchbrochen werden
Chronische Schmerzen und Depression sind eine gefährliche Kombination – aber sie sind kein unausweichliches Schicksal.
💡 Die wichtigste Erkenntnis: Schmerz ist nicht nur körperlich, Depression ist nicht nur psychisch. Beides beeinflusst sich gegenseitig – und beides kann gemeinsam behandelt werden.
🔹 Der erste Schritt? Hilfe annehmen. Ob Arzt, Therapeut oder Selbsthilfegruppe – niemand muss diesen Kampf allein führen.
🔹 Der zweite Schritt? Bewegung, soziale Kontakte und bewusste Schmerzbewältigung.
🔹 Der dritte Schritt? Dranbleiben. Auch wenn es Tage gibt, an denen nichts funktioniert – jede kleine Veränderung kann langfristig einen Unterschied machen.
Denn auch wenn der Schmerz bleibt – er muss nicht das ganze Leben bestimmen. Wenn dich dieser Beitrag berührt hat oder du jemanden kennst, der mit Depressionen, Ängsten oder Suizidalität zu kämpfen hat, dann teile ihn, kommentiere und schreibe mir deine Gedanken oder speichere ihn für später. Manchmal kann genau diese eine Nachricht den Unterschied machen – für dich oder für jemanden, der sie dringend braucht. Lass uns gemeinsam ein Zeichen setzen: Niemand muss diese Last allein tragen. Folge mir gerne für mehr Infos zum Thema Prävention 💙 #DuBistNichtAllein #hilfefürsuizid #prävention #depressionen #angst #suizidalität #hilfezurselbsthilfe
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