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Rubrik Hilfe nach Suizid: Mit Kindern über Verlust und Trauer nach einem Suizid sprechen.




Wenn die Stille schreit: Mit Kindern über Suizid sprechen

Es gibt Momente, in denen die Welt stillsteht. Wo alles, was vorher laut war – das Leben, die Stimmen, der Alltag – auf einmal verstummt. Und dann sind da Kinder, die in diese Stille hineinfragen. Die mit großen, fragenden Augen das Unfassbare greifen wollen. Doch wie erklärt man ihnen das, was selbst Erwachsene nicht verstehen?


Ein Suizid ist kein Unfall. Kein sanftes Einschlafen. Kein „Jetzt ist er im Himmel“. Es ist eine Entscheidung, die nicht selbstbestimmt ist, getroffen in einer Dunkelheit, die sich niemand vorstellen kann, der nie dort war. Und genau hier beginnt das Problem: Die meisten Erwachsenen scheuen sich davor, mit Kindern über diese Dunkelheit zu sprechen. Aus Angst, aus Unwissenheit oder aus der verzweifelten Hoffnung, dass sie es einfach nicht verstehen müssen.


Aber Kinder verstehen. Nicht immer die Worte, aber die Gefühle. Sie spüren die Trauer, die Schwere, das unausgesprochene Grauen, das in der Luft liegt wie ein Gewitter, das sich nicht entladen kann. Und wenn wir sie mit ihrer Unsicherheit allein lassen, dann suchen sie sich ihre eigenen Erklärungen. Die sind oft schlimmer als die Wahrheit.


Was Kinder wirklich brauchen

Ehrlichkeit. So einfach, so schwer. Nicht die ganze, brutale Wahrheit auf einen Schlag, sondern eine, die sie fassen können. „Er hat sich das Leben genommen, weil er keinen anderen Ausweg mehr gesehen hat und weil eine Krankheit dafür verantwortlich ist.“ Das ist kein Monster unter dem Bett, sondern eine Realität, die schmerzt, aber begreifbar ist.


Kinder brauchen keine Märchen. Sie brauchen Erwachsene, die aushalten. Die sich setzen, zuhören, nicht weglaufen, wenn die Fragen kommen. Und sie kommen immer.

„Hat er uns nicht mehr lieb gehabt?“ – Nein. Es war keine Entscheidung gegen euch, sondern gegen den Schmerz.

„Warum hat niemand geholfen?“ – Manchmal sieht man nicht, was jemand verbirgt. Und manchmal reicht Hilfe nicht aus.

„Kann das mir auch passieren?“ – Jeder kann in eine Dunkelheit geraten, aber es gibt immer Wege hinaus. Immer.


Wie wir mit der eigenen Angst umgehen müssen

Das Schlimmste, was Erwachsene tun können, ist, ihre eigene Angst auf die Kinder zu übertragen. Die Angst davor, über Suizid zu sprechen. Die Angst, etwas falsch zu machen. Die Angst, dass Kinder dadurch noch mehr leiden.

Aber Schweigen ist Gift. Es macht den Verlust zu etwas Unnennbarem, zu einem Schatten, der sich in den Köpfen einnistet und nie wieder geht.

Kinder dürfen traurig sein. Sie dürfen wütend sein. Sie dürfen sogar lachen. Das eine schließt das andere nicht aus.


Trauer ist keine Einbahnstraße

Und dann ist da noch die Sache mit der Zeit. Die Welt dreht sich weiter, aber für ein Kind bleibt sie oft stehen. Erwachsene erwarten, dass die Trauer nach ein paar Wochen oder Monaten verblasst. Dass das Leben wieder „normal“ wird. Aber was, wenn es das nicht tut?

Kinder trauern in Wellen. Heute weinen sie. Morgen spielen sie Fußball. Übermorgen stellen sie eine neue Frage, die dir das Herz zerreißt.

Das ist normal. Das ist gesund. Und genau deshalb ist es so wichtig, dass wir mit ihnen in ihrer Zeit gehen, nicht in unserer.


Der Mut, Worte zu finden

Es gibt keine perfekten Sätze, keine magischen Formeln, die den Schmerz auflösen. Aber es gibt Nähe. Es gibt Hände, die halten, wenn die Nächte zu dunkel werden. Es gibt Arme, die auffangen, wenn das Leben ins Wanken gerät.

Und es gibt Worte, die nicht verschwinden. „Du darfst fragen. Du darfst fühlen. Und egal, was passiert – du bist nicht allein.“

Vielleicht ist das der einzige Satz, der zählt.


Wenn dich dieser Beitrag berührt hat oder du jemanden kennst, der oder die Kinder hat, denen man jetzt nach dem Suizid etwas sagen muss, dann teile ihn, kommentiere und schreibe mir deine Gedanken oder speichere ihn für später. Manchmal kann genau diese eine Nachricht den Unterschied machen – für dich oder für jemanden, der sie dringend braucht. Lass uns gemeinsam ein Zeichen setzen: Niemand muss diese Last allein tragen. 💙 #DuBistNichtAllein

 
 
 

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